PSW: Was/welche Ausbildung verbirgt sich hinter dem Dipl.-Ing?
Löber: Dipl. Ing. Innenarchitektur
PSW: Wie kommt man dann dazu, sich mit Yachtcharter zu befassen?
Löber: Ein klassischer Fall: vom Hobby zum Beruf. Herangeführt an dieses Hobby hat mich 1989 während meines Studiums der neue Gründungsdekan unserer Fachhochschule: Prof. Klaus-P.Görge (damals auch Vorsitzender des Bundes der Innenarchitekten in Deutschland). Damals half er nicht nur in den Wirren der Nachwendezeit unsere Fachhochschule für angewandte Kunst Heiligendamm neu zu strukturieren und vor der Schließung zu bewahren, sondern er nahm sich seiner neuen Studenten aus der ehemaligen DDR mit sehr großer Fürsorge und viel Idealismus an. Wir waren sein erstes Semester an dieser Fachhochschule, was uns das Glück bescherte, mit seinem Segelboot, einer in Kiel liegenden X-Yacht, mitsegeln zu dürfen. Dies taten wir dann gleich zehn Jahre in Folge. Wir sind heute noch befreundet und meinen Drang zum Wasser habe ich ihm zu verdanken. Dafür bin ich ihm natürlich sehr dankbar.
PSW: Worauf ist die Standortwahl an der Dahme in Wendenschloss zurückzuführen?
Berlin-Köpenick und dort wiederum der Ortsteil Wendenschloss gehört zu den landschaftlich schönsten Gegenden Berlins. Zudem ist man von unserem Charterstützpunkt innerhalb sehr kurzer Zeit in der City Berlins oder aber auch in allerkürzester Zeit in einem wunderbaren Wassersportrevier, dem vermutlich schönsten und größten Wassersportrevier Europas.
PSW: Der Start ins Geschäft war sicher nicht leicht. Worin bestanden die Schwierigkeiten?
Löber: Es machte natürlich einige Arbeit, die Unternehmensgruppe aufzubauen, aber es war leichter als vermutet. Meine Nachwendegeneration hatte sehr viel Glück. Mit ein wenig Kreativität und Willen, seine Träume umzusetzen, hatte man plötzlich ungeahnte Möglichkeiten. Heute ist dies vielleicht nicht mehr so einfach. Meine vor 18 Jahren neugewonnene Selbstständigkeit hatte mir zudem von Beginn an sehr viel Freude bereitet und macht es heute noch. Zudem haben mein Team und ich mehrere touristisch orientierte Standbeine, welche sich gegenseitig befruchten und das Geschäftsrisiko verringern. So zum Beispiel den Yachthafen, einen Wohnmobilstellplatz, mehrere Gästezimmer und ein Handelsunternehmen für schmiedeeiserne Zaunanlagen, die Zaunkönig-Wendenschloss GmbH. Letzteres ist zwar weniger touristisch orientiert, aber wir gelten als einer der Trendsetter. Dieser Erfolg kommt auch den anderen Betätigungsfeldern zu Gute.
PSW: Sie entwerfen das Design Ihrer Boote selbst und lassen sie in Holland bauen. Was hat das für Vorteile?
Löber: Vielleicht besser so: Ich bringe sehr viele prägnante Ideen und Gestaltungswünsche mit ein. Nicht nur die Ästhetik und das Design sind mir wichtig, sondern auch das die Schiffe speziell auf unsere Charterkunden “zugeschnitten” sind. Dies gelingt durch unsere 17-jährige Erfahrung auf dem Chartersektor. Das Wohlfühlen unserer Kunden liegt uns sehr am Herzen. Holland ist in diesem speziellen Sektor, dem Stahlyachtbau, mit Abstand der Marktführer in Europa. Viele der großen Werften haben jedoch leider die Zeit der Krise in den vergangenen Jahren nicht überstanden. Sie waren meines Erachtens auf Grund ihrer Größe zu unflexibel. Viele kleinere Familienunternehmen haben diese Zeit aber mit sehr viel Arrangement, Flexibilität und natürlich auch Idealismus überlebt. Mit ihnen zu arbeiten und ein Schiff gemeinsam zu entwickeln, zu gestalten, seine eigenen Ideen und Vorstellungen mit einbringen zu können, macht mir – als eigentlicher Gestalter – natürlich besonders viel Spaß.
PSW: Welche Voraussetzungen braucht man, um eins Ihrer Boote zu chartern?
Löber: Den Bootsführerschein Motor- Binnen.
PSW: Was macht den Reiz von Hausboot-Ferien aus?
Löber: Zurück zur Langsamkeit oder Neudeutsch: Entschleunigung. Dies hören und sehen wir bei unseren Kunden immer wieder. Sie kommen von der Autobahn voller Hektik, beladen in Windeseile ihr Urlaubsdomizil und ab geht es mit Vollgas aus dem Hafen. Wenn sie zurückkommen, geht plötzlich alles ganz ruhig und langsam von statten. Sie sind dann sichtlich “entschleunigt”.
PSW: Welche wichtigen Tipps geben Sie Einsteigern?
Löber: Nicht zu viel auf einmal vornehmen. “Treiben” lassen. Sich Zeit nehmen um die Natur und Tierwelt zu entdecken und bewusst zu erleben. Vielleicht zum ersten Mal nicht gleich in das “lebendige”Berlin fahren. Sofern man sich unsicher fühlt, vielleicht noch eine Stunde Skipper-Training buchen. Dies kann man auch kurzfristig vor Ort bei einer angegliederten Bootsfahrschule. Auch wenn es in unserem Revier zum Glück nicht viele Schleusen gibt, welches langes Warten erspart, sollte man sich schon Zuhause mit der Theorie des Schleusens vertraut machen.
PSW: Haben Sie ein Lieblings-Revier?
Löber: Ja, für einen Tagesausflug den fünfstündigen Rundtörn um unsere Müggelberge, einem beliebten Naherholungsgebiet der stadtmüden Berliner. Und für einen Wochentörn eine Tour von Berlin Richtung Scharmützelsee und Prominenten-Villenvorort Bad Saarow oder auch eine Tour von Berlin zur Potsdamer Schlösserwelt und den Havelgewässern. Hier lässt sich beides, Natur und Kultur, hervorragend miteinander erleben. Für beide Törns stellen wir wasserbegeisterten Berlin-Urlaubern Törn-DVDs für ihre Planung zur Verfügung. Diese kann man auf unserer Webseite oder per Telefon anfordern.
PSW: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Die Fragen stellte Dr. Peer Schmidt-Walther (PSW) Rainer Löber am 17. Juni während einer Umrundung der Seen um die Müggelberge.