Authoren: Klaus Huhmann und Uwe Taubert
Was gibt es schöneres, als mit einer komfortablen Motoryacht das wohl attraktivste Wassersportrevier Deutschlands zu erkunden? Die Berliner, die Märkischen und Brandenburger Seen und Flüsse sowie die Mecklenburgische Seenplatte sind ein wahres Natur-Paradies und laden zu erholsamen Törns ein. Unberührte Landstriche mit ihrer einmaligen Tier- und Pflanzenwelt, hier sind noch Graureiher, Kormorane, Seeadler und Störche zu finden, prägen sich als unvergessliche Eindrücke ein.Verträumte Dörfer, die preussischen Schlösser wie „Sanssouci“, „Cecilienhof“, „Königs Wusterhausen“, „Paretz“ und„ Babelsberg“ sind mit einer Motoryacht in überschaubarer Fahrzeit zu erreichen. “Traumhafte Yachtferien” – ein zutreffender Slogan von Yachtcharter Löber für einen Urlaub im schönsten und größten Wassersportrevier Deutschlands.
Das Team von Yachtcharter Löber möchte Sie heute zum zweiten Teil einer Rundreise durch die interessanteste Seenlandschaft Deutschlands einladen. Diesmal führt Sie unsere Crew von Köpenick durch die pulsierende City Berlins Vorbei an unzähöligen Museen und den architektonischen Besonderheiten einer Grossstadt, einen Besuch im Varietetheater Friedrichstadtplalast, im Anschluss über den Wannsee zur preussischen Residenzstadt Potsdam und den weitläufigen Parkanlagen. Lassen Sie sich überraschen von den vielen wunderschönen Eindrücken in Berlin und Brandenburg. Wir wünschen Ihnen schon jetzt viel Vorfreude auf Ihren Urlaub, vielleicht auf einer unserer gepflegten holländischen Yachten für 2 bis 10 Personen Und das ist unsere Yacht für unsere Berlin-Potsdam- Wochentörn: Die „Aurelia“, eine solide Stahlyacht von einer renommierten holländischen Werft. Ein sehr komfortables Schiff mit viel Platz für acht Personen in vier Kabinen. 42 Fuss lang, das sind 12 Meter 90. Der Sechszylinder- Perkins-Diesel sorgt für eine hohe Marschgeschwindigkeit und ist bei normaler Fahrt kaum zu hören. Er leistet 150 PS. Der Salon ist hell und geräumig, für Überraschungsgäste lässt sich das Sofa als zusätzliches Bett umbauen. Zur Ausstattung gehören natürlich ein Fernseher mit DVD-Player und ein Radio. Ein paar Stufen tiefer lässt die Pantry keine Wünsche offen – sie ist komplett ausgestattet mit allem, was der Gourmet-Smutje so braucht. In den Kabinen gibt es bequeme, breite Betten und reichlich Schrankplatz. Es gibt zwei Waschräume mit Vakuum-Toiletten und eine seperate Dusche. Rainer Löber und seine Mitarbeiter lieben ihre Schiffe – nicht umsonst sind sie in einem so guten Zustand – und sie nehmen sich Zeit für eine gründliche Einweisung. Dazu gehören Informationen über Besonderheiten des Fahrgebietes und eine sinnvolle Verlesung wichtiger Verhaltensregeln.
Die Charterbasis liegt in Berlin-Wendenschloss. Dieses parkähnliche Viertel an der Dahme mit seinen ruhigen Strassen, prachtvollen Villen und herrlichen Gärten gehört zu Berlin-Köpenick. In dieser Idylle, direkt neben dem Anleger der Personenfähre nach Grünau, liegt der Yachthafen Wendenschloss. Hier im Historischen Fährhaus hat die Firma Yachtcharter Löber ihren Sitz. Zur Anlage gehört auch die Pension Löber in einem über 100 Jahre alten, im italienischen Stil sanierten Gebäude. Eine grosszügige Sonnenterrasse mit einem kleinen Teehaus und einer Grillecke, direkt am Wasser gelegen, vervollständigen die liebevoll im südländischen Ambiente gestaltete Aussenanlage. Hier kann man die Seele baumeln lassen und einen der traumhaften Sonnenuntergänge über der Dahme genießen. Die Charterbasis hat also mehr zu bieten als ihre Flotte neuwertiger Motoryachten. Nicht nur zur Einstimmung auf einen Chartertörn oder zur Verlängerung der Yachtferien bietet die Pension Löber die Möglichkeit, Ruhe und Entspannung zu kombinieren mit den faszinierenden Angeboten der nahen Metrolpole Berlin. Mit den unmittelbar an der Hafenanlage gelegenen öffentlichen Verkehrsmitteln ist man in wenigen Minuten in der City. Unsere Crew ist noch nicht komplett; so fahren wir mit der Straßenbahn zu einem kurzen Rundgang durch Köpenick. Die über 800-jährige historische Altstadt Köpenick entstand am Zusammenfluss von Dahme und Spree. Auf der heutigen Schlossinsel bauten die Slawen eine Burg und schließlich der spätere Preußen-König Friedrich l. um 1680 ein barockes Wasserschloss. Es beherbergt das ,,Museum für Raumkunst” der staatlichen Museen zu Berlin. Alles aufs Schönste restauriert, ein wahres Schmuckstück mit einem sehenswerten Park. Auf der Altstadtinsel warten schön bepflanzte Uferpromenaden, über 20 Restaurants – teils am Wasser. Es gibt viele Geschäfte, und charakteristische Veranstaltungen wie das Blues und Jazzfestival, der Whisky-Herbst oder das Köpenicker Kneipenmusikfest locken viele Gäste an. Das Rathaus von Köpenick, ein preussischer neugotischer Backsteinbau. Hier spielte sich die Posse mit dem Hauptmann von Köpenick ab. 1906 besetzte der gerade aus dem Gefängnis entlassene Schuster Friedrich Wilhelm Voigt als ,,Hauptmann von Köpenick” das Rathaus, verhaftete den Bürgermeister und konfiszierte die Stadtkasse – ein Schelmenstreich, der Köpenick weltbekannt machte und in einer Ausstellung im Rathaus dokumentiert ist. Inzwischen ist unsere Crew vollständig, unser Smut hat im nahegelegenen Supermarkt eingekauft und alles an Bord verstaut. Nach der Einweisung in die Besonderheiten der „Aurelia“ wiederholen wir die Lesung der Löber-Liste. Wohl sind wir alle nach vielen Chartertörns in der Seemannschaft versiert, aber vielleicht gerade deshalb ist es angebracht, sich die Verhaltensregeln zur Vermeidung von Schäden vor dem Törn ins Gedächtnis zu rufen. Endlich kann es losgehen – in Richtung Berlin. Wir fahren die Dahme hinab nach Norden – vorbei am Abzweig des Teltow Kanal. Für einen Start am späten Nachmittag ist die „Insel der Jugend) ein gut erreichbares Ziel.
Wir passieren das Schloss und die Altstadt Köpenick, doch zunächst müssen wir durch die Brücke. Die Durchfahrt sieht niedrig und eng aus, ist aber unproblematisch, so lange man sich schön mittig hält. Hier fliesst die Dahme in die Spree, die von Osten kommt, vom Grossen Müggelsee. Die Türme Köpenicks bleiben zurück. Nach ungefähr 1,5 Stunden gemütlicher Fahrzeit – auf der Höhe des Rummelsburger Sees verlassen wir das Hauptfahrwasser biegen wir nach Backbord ab und steuern unser erstes Tagesziel an – Berlins schönste Wasserterrasse mit dem Restaurantschiff „Klipper“. Hier ist ein Wasserflugzeug für Berlin-Rundflüge stationiert – 4 Fluggäste haben Platz. Mit einer Yacht unserer Größe kann man leider nicht direkt an den Stegen der Gelben Welle festmachen. Doch nur wenige Meter hinter Deutschlands erster Spannbetonbrücke gibt es eine Anlegemöglichkeit. Die Brücke verbindet das Ufer mit der Insel der Jugend. Das Restaurantschiff Klipper – 32 m lang und 5,70 m breit – wurde 1890 in den Niederlanden als Versorgungsschiff der friesischen Inseln gebaut. Seit 2001 liegt es hier – komplett restauriert und zum Restaurantschiff umgebaut – fest vertäut. Im ehemaligen Laderaum befinden sich die Küche, eine großzügige Bar und ein Gastraum – im höherliegenden ehemaligen Mannschaftsbereich ein weiterer Gastraum. Kurz nach Sonnenaufgang geht es weiter. Die Lichtstimmung ist um diese frühe Zeit für unsere Filmaufnahmen ideal und mit viel Schiffsverkehr müssen wir nicht rechnen. Vorbei geht es am Gasthaus Zenner, es gehört zu den ältesten Traditionslokalen Berlins. Hier gibt es seit Generationen Musik- und Tanzveranstaltungen; allein im Biergarten, direkt an der Spree, finden rund 1500 Gäste Platz. Es folgt nach weiteren 20 Minuten der 480 m lange denkmalgeschützte, momentan noch marode DDR Zollsteg. Gleich dahinter liegt das Partyschiff „Hoppetosse“, das privat gebucht werden kann. Das Schiff und ein sogenanntes Badeschiff gehören zur folgenden „Arena“, einem multifunktionellen Veranstaltungsgelände. Jetzt folgt die Einfahrt zur Oberschleuse des Landwehrkanals. Er führt mitten durch das Zentrum und ist besonders im Tiergarten sehr idyllisch, hat aber sehr niedrige Brücken und sollte daher mit grōßeren Yachten besser gemieden werden. Auf der linken Spreeseite folgen die Ausflugsschiffe der Weißen Flotte an ihrem Liegeplatz – überragt vom Allianz-Büroturm, mit 125 Meter das höchste Bürogenbäude Berlins. Weiter in Richtung Innenstadt steht eine riesige Aluminium-Skulptur im Wasser. Der 39 Meter hohe Molecule Man wurde 1999 von einem amerikanischen Bildhauer in der Spree aufgebaut. Er symbolisiert das Zusammentreffen der Bezirke Kreuzberg, Treptow und Friedrichshain. Wegen der Löcher in den Alu-Platten nennt der Berliner Volksmund die Skulptur den „Dreikäsehoch“. Auf der rechten Seite der Spree, am Osthafen, ist ein neues Medienzentrum entstanden, zum Teil mit sehr eindrucksvollen Gebäuden. Berlin hat fast 1000 Brücken, mehr als z.B. Venedig. Die schönste Brücke Berlins – die 150m lange Oberbaumbrücke mit ihren 34 m hohen neugotischen Türmen und zwei Etagen; oben die Bahn, unten die Autos. 1945 wurde sie auf Befehl Hitlers gesprengt, um die sowjetischen Truppen aufzuhalten. In der DDR-Zeit war sie nur für Fussgänger passierbar. Die O2-world Arena wurde 2008 eröffnet. Sie bietet 17.000 Plätze, hier finden grosse Sportevents statt, vor allem Eishockey und Basketball, aber auch Pop-Konzerte. Die East Side Gallery, direkt neben dem Spreeufer, ist mit 1,3 km Länge das grösste noch zusammenhängende Stück der einstigen Berliner Mauer. Die 105 Kunstwerke stammen vom Anfang der 90er Jahre und wurden jetzt restauriert. An den Ufern der Spree gibt es immer nach viele Brachen aber auch viele Neubauprojekte – sie finden nicht immer Zustimmung, wie man hier sieht. Wir nähern uns der Mühlendamm Schleuse und steuern die Wartestelle für Sportboote auf der rechten Fahrwasserseite an. Der Anleger ist Video-überwacht, man kann aber über eine Sprechstelle am Ende der Pfähle mit der Schleuse Kontakt aufnehmen.
Die Schleuse reguliert den Wasserstand im Zentrums Berlins. Schon 1578 wurde hier die erste schiffbare Schleuse erbaut. Wir müssen nicht lange warten und können in die linke Kammer einfahren. Hier gibt es zwei Schleusenkammern, und das ist gut so, denn tagsüber herrscht hier sehr viel Verkehr durch die Ausflugsschiffe. Für die Aurelia geht es um 1,51 m langsam runter , ca. 20 Minuten dauert die Prozedur. Dann öffnen sich die Schleusentore und nun haben wir das eigentliche Zentrum Berlins erreicht. Berlin liegt unter den Top 10 der Städte Europas mit 25 Millionen Übernachtungen auf Platz 3 hinter London und Paris. Kein Wunder: Eine einmalige Mixtur von Natur und Kultur. Berlin ist die grünste Metropole Deutschlands und hat 200 km Wasserwege. Berlin bietet 175 Museen und Sammlungen – und mehr als 6000 Restaurants, Bars und Kneipen – ohne Sperrstunde. Und mitten im Zentrum gibt es mehrere kostenfreie Sportbootliegestellen. Schon unglaublich wo man doch hier für einen PKW 2,-€ in der halben Stunde bezahlen muß. Der imposante Berliner Dom mit seiner 75 Meter hohen, kupferbeschlagenen Kuppel. Erbaut wurde er von 1894 bis 1905 im Auftrag von Kaiser Wilhelm dem Zweiten, als Hof- und Denkmalskirche der Hohenzollern. Das Nikolaiviertel, sozusagen die Wiege Berlin ist das älteste Viertel der Stadt. Um die Nikolaikirche, die älteste Pfarrkirche Berlins, baute die DDR eine Fussgängerzone in Plattenarchitektur. Hier finden sich heute viele attraktive Geschäfte, elegante Boutiquen, Souvenirshops und Restaurants. Hier links auf der riesigen Rasenfläche stand der Palast der Republik. Das Prunkstück der DDR ist völlig verschwunden. Es wurde wegen Asbestverseuchung, trotz damals modernster Showbühne Europas, abgerissen. Hier soll das alte Stadtschloss wiedererstehen, als Humboldt-Forum. Der Info-Kubus, genannt Humboldt-Box, begleitet als Besucher-Plattform den Wiederaufbau des Hohenzollenschlosses. Auf drei Etagen gibt es Ausstellungen zur Geschichte des Berliner Schlosses sowie Pläne und Modelle. In der obersten Etage gibt es ein Restaurant.
Jetzt folgen die architektonischen Denkmäler der Stadt Schlag auf Schlag: Die Museumsinsel mit ihren berühmten Museen – Bodemuseum, Pergamonmuseum, Alte Nationalgalerie und Neues Museum, wo die ägyptische Pharaonin Nofretete die Besuchermassen bezaubert. Eine weltweit einmalige Museumslandschaft, die noch erweitert werden soll. Unter der Weidendammbrücke hindurch und am Bahnhof Fridrichstraße vorbei passieren wir vorerst auch den Sportboot-Anleger „Schiffbauerdamm“. Wir wollen das schöne Wetter nutzen und fahren erst einmal weiter. Durch den sogenannten Spreebogen…
Das Kanzleramt folgt. Die Berliner nennen es „die Waschmaschine“, wegen der runden Durchblicke. Erbaut wurde das aussergewöhnliche, moderne Gebäude aus Beton und Glas in nur 4 Jahren, im Jahre 2001 wurde es bezogen. 450 Mitarbeiter finden Platz in den Büros.
Hinter dem Kanzleramt taucht die Kongresshalle auf, von den USA 1956/57 erbaut und der Stadt Berlin als Beitrag zur Internationalen Bauausstellung geschenkt – im Berliner Volksmund wurde das „Haus der Kulturen der Welt“ „Schwangere Auster“ getauft. Hier wenden wir und steuern unseren Liegeplatz am Schiffbauerdamm an; wir haben Glück und machen am gefragtesten Liegeplatz im Zentrum der Hauptstadt fest. Ein Logenplatz zwischen Bahnhof Friedrichstraße und Reichstag, direkt gegenüber dem Hauptstadtstudio der ARD. 24 Stunden darf man hier liegen, um die City zu Fuss zu erkunden. Zwar ohne Strom und Wasser, dafür aber ebenfalls kostenlos. Aber man muss schon früh ankommen, um noch einen Platz zu ergattern. Es gibt rund ein Dutzend solcher kostenfreier Liegestellen, über ganz Berlin verteilt. Vor unserem Rundgang wird aber erst einmal ausgiebig gefrühstückt. Dieter Jepsen-Föge kennt alle diese Plätze gründlich, er hatte oft hier zu tun als Chefredakteur des Deutschlandfunks. Um uns herum viele geschichtsträchtige Orte. Der Bahnhof Friedrichstrasse ist nicht nur ein Knotenpunkt für den innerstädtischen Verkehr, er war auch der Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin. Im sogenannten „Tränenpalast“, wo sich viele tränenreiche Abschiedsszenen abspielten, wird heute an die Teilung Berlins erinnert. Bis zum Bau der Mauer 1961 nutzten viele DDR-Bürger den Bahnhopf Friedrichstrasse, um mit der S-Bahn in den Westen „rüberzumachen“. Danach wurde auch dieser Weg für DDR-Bürger versperrt, viele Jahre auch für die Westberliner. Diese Ausstellung ist sehenswert, wenn auch etwas gruselig. Schräg gegenüber dem Tränenpalast hat ein Bonner Gastwirt das Nostalgierestaurant „Ständige Vertretung“ eingerichtet. Jede Menge Fotos und Plakate erinnern an die Zeit, als Bonn noch die Hauptstadt der Bundesrepublik war. Hier gibt es das Kölner Bier „Kölsch“ und eine Speisekarte mit rheinischen Spezialitäten. Sollte man keinen Platz bekommen, kann man sich mit Artikel 1 des Rheinischen Grundgesetzes trösten – et is wie et is. Nur wenige Schritte von der Spree entfernt findet man jede Menge Restaurants – für jeden Geschmack. Direkt neben der “Ständigen Vertretung” – und nur wenige Schritte von unserem Liegeplatz entfernt – das berühmte Brecht-Theater, das Berliner Ensemble, wie es richtig heisst. Wer eher die leichte Muse liebt, ist im Friedrichstadt-Palast genau richtig. Auf der grössten Showbühne Europa’s werden die tollsten Shows inszeniert. Das Programm „Show Me“, ist mit Kosten von neun Millionen Euro die bisher teuerste und aufwändigste Produktion. So etwas gibt es sonst nur in Las Vegas. 60 Tänzer und 20 Sänger stehen sechs Tage die Woche auf der Bühne. Insgesamt 300 Arbeitsplätze sind es im Friedrichstadt-Palast. Von unserem Liegeplatz aus ist der Friedrichsstadtpalast in wenigen Minuten zu erreichen.
Vom Friedrichstadt-Palast sind wir zurück zur Spree gegangen, über die Weidendammbrücke, die sich nicht besonders gut zur Anbringung der Liebesschlösser eignet; wer konnte das schon bei der Erbauung vorher sehen. Haben die Ballettdamen vom Friedrichstadt-Palast etwa noch einen gut bezahlten Nebenjob? Nein, es sind Schaufensterpuppen der Galeries Lafayette, einem französischen Luxuskaufhaus in der Friedrichstrasse. Zum Glück haben wir nicht unsere Frauen an Bord, das könnte sonst teuer werden… Ebenfalls in der Friedrichstraße – ein Kaufhaus für ganz andere Bedürfnisse: Das Kulturkaufhaus Dussmann. Auf fünf Etagen gibt es hier alles an CDs, DVDs – und vor allem Bücher. Regelmäßig finden Leseabende, Signierstunden und Musikveranstaltungen statt. Ohne Frage Berlins schönster Platz: Der Gendarmenmarkt, mit dem Konzerthaus, dem deutschen und dem franzöischen Dom. Spektakulär: Der Potsdamer Platz mit seiner tollen Zeltdach-Konstruktion, Kinos, Filmmuseum und Restaurants Pilgerstätte aller Musikliebhaber: Die Philharmonie mit den Berliner Philharmonikern. Der Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor. Hier tummeln sich die Touristen rund um die Uhr. Der Reichstag, Sitz des Bundestages; für die Besichtigung und den Rundgang durch die Kuppel muss man schon etwas Wartezeit mitbringen. Und dort hinten das Kanzleramt. Die Parlamentsgebäude prägen wesentlich das neue städtebauliche und architektonische Gesicht Berlins. Insgesamt stehen dem Parlament 5700 Büros, Konferenz und Sitzungssäle zur Verfügung. Der Deutsche Bundestag nutzt insgesamt 22 Gebäude in der Berliner Stadtmitte. Diese Kreuze erinnern an die DDR-Flüchtlinge, die an dieser Stelle der Spree bei Fluchtversuchen ums Leben kamen. Hier verlief die Grenze zwischen Ost- und Westberlin. Rechts, im Elisabeth Lüders Haus befindet sich die Parlamentsbibliothek. Links, im Paul Löbe Haus, befinden sich die Säle für die Ausschutzsitzungen. Gegenüber den Parlamentsgebäuden im Spreebogen: Das Haus der Bundespressekonferenz. Hier haben vor allem die Zeitungskorrespondenten der Hauptstadt ihre Büros. Noch einmal ein Blick zurück auf den Spreebogen und das Ludwig Erhard-Ufer – in den Sommermonaten mit Strandbar und Liegestühlen – mit Blick auf den Hauptbahnhof gegenüber, den prunkvollen Glaspalast mit seinen fünf Etagen. Berlin ist einmalig: In welcher Hauptstadt sonst kann man mit dem Boot mitten ins Zentrum der Macht fahren? Und sogar hier übernachten, und das noch kostenlos. Aber aufgepasst: Es gibt viele niedrige Brücken. Man sollte die Durchfahrtshöhe des Schiffes reduzieren, sonst könnte es Ärger geben. Vor allem immer schön mittig durch die Brücken fahren! Besonderer Achtung gilt den zahlreichen Ausflugsschiffen auf der Spree die manchmal etwas aggressiv fahren, besonders im Regierungsviertel, denn hier liegen die Sehenswürdigkeiten wie Perlen auf einer Schnur. Das Haus der Kulturen der Welt, im Berliner Volksmund „Schwangere Auster“ genannt. Früher Kongresshalle, ein Geschenk der USA. Dann folgt die sogenannte Wohnschlange, erbaut für die vielen Bundesangestellten, die von Bonn nach Berlin zogen. Soll aber nicht sehr Wir würden gern noch länger im Zentrum Berlins bleiben, aber nach 24 Stunden heisst es: Weiter geht’s, denn die Wasserschutzpolizei kontrolliert. Aber es gibt ja noch andere Liegestellen. Zum Beispiel hier, am Charlottenburger Schlosspark. Die Schleuse Charlottenburg ist die letzte Schleuse zwischen Berlin und der Stadt Brandenburg. Die grosse Schleuse Charlottenburg wurde 2003 neu gebaut. Sie ist 110 Meter lang. Die Hubhöhe beträgt 1,30. Die alte Schleuse ist jetzt geschlossen. Nach einigen Kilometern beendet die Spree ihren Lauf und ergiesst sich in die Havel. Jetzt haben wir Spandau erreicht. Richtung Norden, also nach Steuerbord, geht es zur Schleuse Spandau, ein Nadelöhr für alle, die die Havel hinauf zu den Mecklenburger Seen oder in umgekehrter Richtung fahren wollen. Hier gibt es viel Berufsverkehr, und oft müssen Sportboote an der Schleuse warten. In Spandau gibt es mehrere Marinas, die allerdings nördlich der Spandauer Schleuse liegen. Wenn man auf die Schleusendurchfahrt verzichten will wie wir, geht an den freien Sportbootliegeplatz. Er befindet sich genau gegenüber der Altstadt, dort, wo die Spree in die Havel mündet, unmittelbar nördlich der Charlottenbrücke. Erst einmal stärken wir uns, dann gehen wir die wenigen Schritte in die Altstadt, zum Rathaus, zum Hauptbahnhof und zu den Spandau-Arcaden. Eine Viertelstunde Richtung Norden, an der Schleuse Spandau vorbei, kommt man zur Spandauer Zitadelle. Heute wird die Festung ausschliesslich für kulturelle Veranstaltungen, genutzt. Im Gewölbe des Kommandantenhauses gibt es rustikale Mittelaltermenüs . Die Zitadelle, neben der Schleuse Spandau gelegen, ist eine der bedeutendsten und besterhaltenen Renaissancefestungen Europas. Erbaut wurde sie im 16. Jahrhundert auf den Grundmauern einer mittelalterlichen Burg. Die ganz von Wasser umgebene Festung ist von Bastion zu Bastion etwa 300 Meter gross. In der früheren Exerzierhalle gibt es jede Menge Kanonen zu bewundern. Da freuen sich die Jungens. Die Marmorstandbilder der Fürsten Brandenburgs und Preussens standen ursprünglich in der Siegesallee im Berliner Tiergarten. Der Juliusturm, zur Zeit eingerüstet, stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist dadurch berühmt geworden, dass in seinen 3,60 dicken Mauern nach 1871 der aus französischen Reparationszahlungen stammende „Reichskriegsschatz“ aufbewahrt wurde.
Vom Kriegsverbrechergefängnis in Spandaus Wilhelmstrasse ist nichts mehr zu sehen. Das burgähnliche Backsteingefängnis, in dem von 1946 bis 1987 die Verurteilten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs ihre Haftstrafen verbüßten, wurde 1987 nach dem Tod des letzten Häftlings, Rudolf Heß, abgerissen. Von Spandau aus fahren wir die Havel hinab in Richtung Wannsee. Rechts noch einmal der Turm des Rathauses. Wo sich die Havel erweitert, beginnt die Scharfe Lanke. An Steuerbord die Marina Lanke, wo wir Wasser nachtanken wollen. Vor ein paar Jahren ist die Tankstelle abgebrannt, inzwischen aber wieder in Betrieb. Gegenüber sieht man den Teufelsberg. Er ist einer der zahlreichen Trümmernberge, die nach dem 2. Weltkrieg aufgeschüttet wurden. In den riesigen weissen Kugeln waren Abhörantennen, sie dienten während des Kalten Krieges als Horchposten der Amerikaner. Heutzutage sitzt der amerikanische Geheimdienst nicht mehr auf dem Trümmerberg, sondern holt sich bequem und gemütlich unsere Daten aus den Servern in den USA. Ja, wer sein Boot liebt, der hält es immer schön sauber. Heute vormittag wird geschrubbt. Wir machen einen kurzen Abstecher zur Pfaueninsel, deren weisses Märchenschloss uns schon von Ferne lockt. Die Pfaueninsel zählt seit jeher zu den beliebtesten Ausflugszielen der Berliner. Eine Besonderheit sind die freilaufenden Pfauen, die für Besucher schon mal ein Rad schlagen. Von 1794 bis 1797 wurde das Schlösschen in romantischen Ruinenstil errichtet und diente fortan als Sommerresidenz der Königsfamilie. Die beiden Türme rahmen den Mittelbau ein und sind durch eine eiserne Wandelbrücke miteinander verbunden. Die Innenausstattung ist kostbar und offenbart den ehemals herrschaftlichen Geschmack, wobei besonders der klassizistische Große Saal hervorzuheben ist. Auf der gegenüber liegenden Seite der Pfaueninsel gibt es einen Restaurantanleger, nicht zu verwechseln mit dem Fähranleger. Dort kann man nicht nur gut speisen, sondern auch für einen kurzen Ausflug auf die Pfaueninsel “zwischenparken” und sich mit der Personenfähre zur Insel übersetzen lassen. Weiter gehts: Die Heilandskirche aus dem Jahre 1848 lag auf DDR Gebiet – die Mauer verlief unmittelbar davor. Die Kirche war dem Verfall preisgegeben, aber wurde durch eine westdeutsche Spende gerettet. Nach der Wende wurde sie gründlich restauriert. Ein Schmuckstück. Backbord voraus geht es zur Glienicker Brücke, aber wir biegen ab nach Steuerbord und fahren nach Nordwesten, in den Jungfernsee. An Backbord liegt der Neue Garten. Das Marmorpalais können wir vor lauter Bäumen nicht erkennen. Aber hier erspähen wir Schloss Cecilenhof, erbaut im Stil eines englischen Landhauses. Diesen bedeutenden Ort der deutschen Nachkriegsgeschichte wollen wir natürlich besuchen. Noch ein paar hundert Meter weiter, dann passieren wir die frühere Meierei der Schlösser im Neuen Garten, heute ein beliebter Ausflugsort wegen des dort gebrauten Bieres. Kurz danach machen wir fest an einem weiteren kostenlosen Liegeplatz für Sportboote. Und gehen die paar Schritte zu Fuss zum Alten Garten.
Zuerst stärken wir uns in der Alten Meierei, die seinerzeit Fleisch und Milch für das Schloss lieferte. Seit vielen Jahren ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner, und seit 2003 eine vielbesuchte Brauerei-Gaststätte. Braumeister Jürgen Solkowski hat nach der Wende die ziemlich verfallene Meierei sozusagen gerettet.
lm 1917 fertig gestellten Schloss Cecilienhof lebte das Kronprinzenpaar Wilhelm und Cecilie – mit Unterbrechungen bis 1945. Die Gemächer des Kronprinzenpaars Wilhelm und Cecilie sind zu besichtigen. Ein Teil des Anwesens wird heute als luxuriöses Hotel genutzt. Im Sommer 1945 beschlossen die Siegermächte, vertreten durch Churchill, Truman und Stalin, bei der Potsdamer Konferenz, Deutschland unter den Besatzungsmächten aufzuteilen. Der Konferenzsaal mit dem grossen runden Tisch wird von vielen Geschichtsinteressierten besucht. Im Ehrenhof leuchtet auf der Rasenfläche ein aus roten Blumen gepflanzter Sowjet-Stern. Sowjetische Soldaten legten ihn 1945 für die Potsdamer Konferenz an. In diesem Saal wurde die Aufteilung Europas durch die Siegermächte festgelegt. Bald nach der Konferenz standen sich die früheren Kriegsalliierten als hochgerüstete Feinde gegenüber – mit dem Finger am Abzug, aber auch dies ist zum Glück Geschichte. Jetzt wollen wir ein ziemlich unbekanntes Schloss der Preussenkönige besuchen – das Sommerschloss Paretz bei Ketzin. Der Weg dorthin führt zunächst über den Sacrow-Paretzer Kanal in die idyllische Wasserlandschaft der Havel. Achtung: Höchstgeschwindigkeit 6 Stundenkilometer! Und die Wasserschutzpolizei lauert mit ihren Laserpistolen! Wir passieren einige frühere Tongruben. Hier gab es um 1900 etliche Ziegeleien, die das Baumaterial für die boomende Hauptstadt lieferten. Wasser, überall Wasser. Hunderte Kilometer schiffbare Wasserstraßen ädern munter und mystisch durch das Havelland. Es erinnert ein bisschen an eine Landschaft des Südens und gilt deshalb unter Kennern als Toskana des deutschen Ostens. Theodor Fontane, der die Mark Brandenburg durchwanderte, fand dafür in seinen Schriften viele treffende Worte. Nach etwa 13 Kilometern erreichen wir den Havelkanal, der von der DDR in der Rekordzeit von 13 Monaten gegraben wurde, damit ihre Schiffe auf dem Weg zwischen Elbe und Oder nicht mehr durch Westberlin fahren mussten. Wir biegen ab in den Havelkanal – und nach ein paar hundert Metern in einen kleinen Hafen. Von hier aus sind es nur 10 Minuten zu Fuss zum Schloss.
Der Hafen ist meistens menschenleer – und von einem Zaun umgeben.
Das Tor ist verschlossen und mit einem Zahlenschloss gesichert. Um durch das Tor zu kommen, ruft man einfach Herrn Wysocki an – Tel 0172 4583592, der einem die Zahlenkombination verrät. Im Ortsteil Paretz ließ sich 1797 der preußische König Friedrich Wilhelm III. noch als Kronprinz eine Sommerresidenz erbauen. Auch die mittelalterliche Kirche wurde unter ihm neu gestaltet. Paretz wurde ein Musterdorf in frühklassizistischem Stil. Seit der Restaurierung von Schloss Paretz 2002 können die 1947 abgenommenen Tapeten mit ihren bezaubernden Landschaftsbildern wieder bewundert werden. Matthias Marr, der das Schloss für die Stiftung Preussischer Schlösser und Gärten verwaltet, gilt als Retter des Schlosses Paretz. Ohne ihn wäre es vielleicht immer noch im DDR-Zustand, als es als Bauernhochschule genutzt wurde.
Neben dem Schloss liegt die Wagenhalle, in der man Kutschen, Sänften und reich dekorierte Schlitten aus der damaligen Zeit bewundern kann. Vom kleinen Hafen Paretz aus überqueren wir den Sacrow Paretzer Kanal und fahren in die Potsdamer Havel. Jetzt folgen wieder idyllische Streckenabschnitte fast ohne Bebauung. Havel, Schilf und Wasservögel so weit das Auge reicht. Wer sich am Morgen, wenn es noch etwas kühl ist und die Luft feucht riecht, vom Sonnendeck aus die Umgebung betrachtet, blickt in eine amphibische Welt. Das Havelland ist eine Wasserlandschaft. Der Himmel ist noch wolkenverhangen, aber ein paar Wildgänse fliegen bereits in lockerer Formation über die Baumwipfel. Die Sonne erwacht nur langsam am Firmament, doch der Kormoran hat sich schon zum Frühstück einen Fisch geschnappt. Nach etwa 10 kilometern erreichen wir den Zernsee, und bald kommen die Türme der Kirche von Werder „Zum Heiligen Geist“ in Sicht. In Werder wollen wir Räucherfisch in der beliebten Fischräucherei Arielle kaufen. Malerisch erheben sich die Türme der Kirche über den roten Ziegeldächern und dem Grün der Weiden am Ufer der Insel. Auf der Werder-Insel vermitteln enge Gassen, kleine gedrungene Häuser den Eindruck einer Fischersiedlung. Täglich wird frischer Fisch aus der Havel und den Seen eingeholt und zum Verkauf angeboten. Die Fischräucherei Arielle ist ein besonderer Anziehungspunkt für viele Touristen Zu unserer Überraschung hat Arielle jetzt einen eigenen Anleger für Sportboote, die das Restaurant besuchen. Und es gibt sogar für uns einen freien Platz. Und man darf hier sogar übernachten. Da liegen wir doch ganz wunderbar. Täglich werden hier Fische geräuchert – am späten Vormittag wird der Räucherofen angeheizt. Natürlich mit Buchenholz. Was gibt es Leckeres als Fisch ganz frisch aus dem Rauch? Und bald kommen die ersten Gäste.
Ende April wird in Werder zehn Tage lang das Baumblütenfest mit Obstwein, Musik, Karussells und Rummel gefeiert, dass vermutlich zweitgrösste Volksfest Deutschlands, nach dem Münchner Oktoberfest. Mittlerweile eine wahrhafte Attraktion für Touristen aus ganz Deutschland.
Unsere nächste Station ist das Resort Schwielowsee, ein strahlend weisses Ensemble aus Luxushotel und Ferienhäusern in amerikanischem Stil. Das Resort Schwielowsee ist bekannt, weil dort viele politische Konferenzen und andere grosse Veranstaltungen stattfinden – und wegen der rechtlichen Probleme des Besitzers. Die können uns aber egal sein. Der Hafenmeister lädt uns am Telefon herzlich ein, bei ihm festzumachen. Ja, der Erpel ist etwas ängstlich, ganz im Gegensatz zu seiner Frau, die unsere Kekse mit grossem Appetit aus der Hand frisst. Vielleicht ahnt sie, dass wir für heute keinen Entenbraten auf dem Speiseplan haben, sondern etwas ganz Anderes. Die Crew geniesst den Komfort einer wunderschönen Anlage. Und das für 29 Euro einschliesslich Duschen, Strom und Wasser. Günstiger als in vielen anderen Marinas. Viel los scheint hier allerdings im Moment nicht zu sein. Das Restaurant Hemingway hat heute geschlossen, aber das macht gar nichts, denn wir haben in Werder reichlich Spargel eingekauft und wollen an Bord einen feuchtfröhlichen Abend geniessen. Unser Ehrengast Steven aus Kallstadt hat einige Flaschen Wein aus der Pfalz mitgebracht, genug für eine ausführliche Weinprobe. Erst mal Spargel schälen im Akkord, wir haben extra einen zusätzlichen Spargelschäler mitgebracht. Um ordentlich Appetit zu kriegen, springt Steven doch tatsächlich in das noch 14 Grad kalte Wasser des Schwielowsee und schwimmt eine grosse Runde um das Schiff. Anschliessend geht’s aber schnell unter die warme Dusche. Wie viele verschiedene Pfälzer Weine wir schliesslich probiert haben, weiss niemand mehr, nur, dass sie uns alle geschmeckt haben und dass Steven eine grössere Bestellung mit nach Hause nehmen konnte. Und wen es interessiert: Jeder von uns hat ein ganzes Kilo von dem köstlichen Beelitzer Spargel vertilgt. Wir haben noch bis in die Nacht an Deck gesessen und die zauberhafte Stimmung genossen. Am nächsten Morgen gibt es schon um 7 Uhr frische Brötchen bei unserem freundlichen Hafenmeister. Nach einem ausführlichen Frühstück geht es weiter über den Schwielowsee, laut Theodor Fontane die Königin der märkischen Seen. Gegenüber dem Schwielowsee-Resort liegt Caputh, hier gibt es einen kleinen Hafen namens Märkisches Gildehaus. Aber Vorsicht: Die grünen Tonnen davor unbedingt an Steuerbord lassen, sonst läuft man auf ein ausgedehntes Flach. Weiter geht es durch die schmale Durchfahrt bei Caputh – Und hier muss man auf die Seilfähre achten, die hier ständig hin und her pendelt. Sie hat natürlich Vorfahrt. Und schön abwarten, bis die Drahtseile wirklich locker herunterhängen! In Caputh gibt es ein kleines Barockschloss aus dem 17. Jahrhundert.
Der Schlosshof bildet heute eine bezaubernde Kulisse für Sommerkonzerte. Caputh wurde in den goldenen Zwanziger Jahren als Sommerfrische der besseren Berliner Gesellschaft beliebt, unter ihnen Albert Einstein. Hier am Templiner See hatte Albert Einstein ein Sommerhaus – und eine Jolle mit der er oft gesegelt ist. Sein Sommerhaus ist heute als Gedenkstätte zu besichtigen. Um das Schloss und das Einsteinhaus zu besichtigen, kann man an einem der kleinen Anlegestege festmachen. Potsdam, von Wasser umgeben, ist wohl eine der schönsten Landeshauptstädte der Bundesrepublik. Ehemals die Residenzstadt des Königreichs Preussen. Viel vom Glanz aus dieser Zeit ist noch erhalten. Die Potsdamer Kulturlandschaft mit ihren vielen Schlössern und Parks wurde 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Wer die Hauptattraktion, Schloss und Park Sanssouci, besuchen will, macht am besten im Yachthafen Potsdam fest, der als erster Hafen in Sicht kommt. Von hier aus sind es nur wenige Minuten zu Fuss. Hier kostet der Liegeplatz für unsere 12,80 meter lange Aurelia mit einer Crew von fünf 18 Euro – dazu kommen Wasser und Stromverbrauch, aber zu angemessenen Preisen. Duschen 50 Cent. Hafenmeister : Tel. 030-901090. König Friedrich II., genannt Friedrich der Große, wünschte sich eine Sommerresidenz, an der er ganz ohne Sorgen, sans souci, von den Regierungsgeschäften entspannen konnte. Nach Skizzen des kreativen Königs erfüllte ihm der Baumeister Knobelsdorff diesen Wunsch ab 1745. Sein verspieltes Palais thront über sechs symmetrisch angelegten Weinterrassen auf einer Anhöhe. Die großen Fenster des Sommerschlosses blicken über den barocken Landschaftspark. 132 Stufen der Mitteltreppe führen zum Park hinunter. Am Ende der schnurgeraden langen Hauptallee erhebt sich der dreiflügelige rote Bau des Neuen Palais. In nur sechs Jahren wurde der mit 200 Räumen mehr als stattliche Palast erbaut, um nach dem Siebenjährigen Krieg 1763 die Macht Preußens zu demonstrieren.
Aufmerksamkeit verdienen die 428 allegorischen Skulpturen an den Fassaden. Das Palais beherbergt die Potsdamer Universität, die Prunkräume können besichtigt werden. Eine ganze Reihe weiterer Lust- und Nutzbauten liegen im und am Park: Typisch für die damalige Zeit: Das verspielte, mit Blattgold glänzend verzierte Chinesische Teehaus. Einige hundert Meter vom Yachthafen Potsdam entfernt passieren wir eine weitere Fähre. Und eine Wassertankstelle. Wir biegen ein in die Neustädter Havelbucht, denn ausser dem Yachthafen Potsdam gibt es zahlreiche weitere Liegemöglichkeiten in Potsdam. Dort steht auch ein Gebäude, das aussieht wie eine Moschee: Es ist das Dampfmaschinenhaus von 1841, eine Pumpstation für die Brunnen im Park von Sanssouci. Hier liegt man zentral, aber ohne Komfort übernachten. Tel. 0331-974729
Weiter in Richtung Osten umfährt man ein Flach, das weit ins Fahrwasser hereinragt. Hier entstehen fabelhafte Luxuswohnungen direkt am Wasser, teilweise in den alten Speichern. Deshalb heisst die Anlage auch Speicherstadt Potsdam. Noch einige hundert Meter weiter, und wir erreichen die Anlegestelle der Weissen Flotte die zur Schlösserrundfahrt und zu Touren über die Havelseen bis Berlin einlädt. Im Hintergrund das neue Landtagsgebäude und die Nikolaikirche. Links das Hochhaus ist das Hotel Mercure. Die Lange Brücke verbindet die Havelufer. Sie überspannt die Freundschaftsinsel, die für die Bundesgartenschau 2001 zur Parkanlage wurde. Leider dürfen hier nur die Fahrgastschiffe festmachen. Unmittelbar hinter der Langen Brücke gibt es für Sportboote eine weitere Liegestelle, die Marina am Tiefen See. Hier treffen wir das älteste der Potsdamer Ausflugsschiffe, die Fredericus Rex. Der Platz am Steg ist knapp, wir fahren rückwärts hinein, ganz vorsichtig. Ist aber kein Problem, dank unserem Bug- und Heckstrahlruder. Hier liegen wir gut und zentral, mit allem Komfort, aber besser ist es, man fragt vorher nach dem Preis. Hier ist es aber sehr familienfreundlich. Auch ein kleines Restaurant gibt es hier in der Marina am Tiefen See. Und das neue Hans Otto-Theater liegt direkt neben der Marina. Aber wir speisen lieber an Bord – und es gibt immer noch Kallstadter Wein. In die Altstadt von Potsdam sind es von hier aus nur wenige Schritte. Unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm l. wurde die Altstadt Potsdams um 1720 zur Garnisonssiedlung umgestaltet. Die einheitliche Bebauung mit niedrigen klassizistischen Zweckbauten prägt das Stadtzentrum bis heute. Das Holländische Viertel wurde zwischen 1734 und 1742 für holländische Handwerker erbaut, die der Soldatenkönig nach Potsdam holte. Zur Besiedlung des einst sumpfigen Terrains holte Friedrich Wilhelm l. nicht nur französische Hugenotten, sondern auch niederländische Einwanderer. Die holländischen Baumeister errichteten ab 1737 in der damaligen Vorstadt 134 Backsteinhäuser mit weißen Fensterläden und geschwungenen Giebeln. Galerien, kleine Läden, Boutiquen und Cafés machen das hübsche Viertel zu einem wahren Besuchermagneten. Zentrale Achse ist die Brandenburger Strasse, eine Flaniermeile für Fussgänger, mit zahllosen Geschäften und Boutiken. Hier brummt das Leben. Das Brandenburger Tor ist eines der drei erhaltenen Stadttore. Leider können wir nicht das Filmmuseum im Marstall besuchen; es ist bis zum Frühjahr 2014 “under construction”. Ein Muss für Freunde alter Filme. Wer mehr erlebnisorientiert ist, nimmt die S-Bahn zum Filmpark Babelsberg, wo seit 1912 die UFA, zu DDR-Zeiten die DEFA und heute das Studio Babelsberg zahllose Filme gedreht haben. Der Filmpark ist ein wahrer Besuchermagnet – mit seinen Stuntshows und einer virtuellen U-Boot-Fahrt. Tel: 0331-8170617
Der stolze, 77 Meter hohe Kuppelbau der klassizistischen Nikolaikirche am Alten Markt, ein Entwurf KarlFriedrich Schinkels, ist frisch restauriert und erstrahlt in schönstem Glanz. Erbaut wurde die Kirche in den Jahren 1830-37. Die weit über die Dächer der Stadt ragende Kuppel wurde 1850 fertiggestellt. Wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche durch sowjetischen Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Neben den Gottesdiensten finden hier auch Konzertveranstaltungen statt. Das neue Hans-Otto-Theater, benannt nach einem von den Nazis ermordeten Schauspieler, erinnert mit seinen auskragenden, geschwungenen Stahlbetondächern ein klein wenig an die Oper in Sidney, finden wir. Ein denkmalgeschützter Gasometer wurde in den Baukörper integriert. Neben dem Theater ist ein neuer Stadtteil entstanden, mit Restaurants und Büros. Ebenfalls am Tiefen See noch etwas Aussergewöhnliches: Ein Aldi-Anleger, wo man mit dem Einkaufswagen direkt zum Schiff fahren, allerdings nicht übernachten kann. Praktischer geht’s nicht! Gegenüber, am Ostufer der Havel beginnt der Stadtteil Babelsberg mit dem großen Babelsberger Schlosspark, der von Peter Joseph Lenne angelegt und vom exzentrischen Fürst von Pückler-Muskau fertig gestellt wurde. Das von Karl Friedrich Schinkel erbaute neugotische Schloss – Sommerresidenz von König Friedrich Wilhelm I. – wird gerade denkmalgerecht restauriert. Und ist komplett eingerüstet. Potsdam ist von Wasser umgeben und durchflossen – und ein Wassertaxi verbindet die Stadtteile – wie eine Strassenbahn. Jetzt kommt die Glienicker Brücke in Sicht. Die berühmt-berüchtigte Brücke von 1907, die Potsdam mit Berlin verbindet, wurde von der DDR ausgerechnet „Brücke der Einheit“ genannt. Sie war aber bis zur Wende nur von den Siegermächten passierbar, wurde aber auch zum Agentenaustausch genutzt. Hier unter der Brücke können Sportboote anlegen, dürfen aber nicht über Nacht bleiben. Klar, dass wir einmal – nein zweimal unter der Brücke hindurchfahren – für ein paar schöne Schüsse von unserer Aurelia. Gegenüber der Glienicker Brücke das eingerüstete Schloss Babelsberg. Der 1849 vollendete Bau markiert den Anfang der historisierenden Architektur an deutschen Höfen – 20 Jahre, bevor Ludwig II. von Bayern den Grundstein für sein Märchenschloss Neuschwanstein legte. Das sogenannte Maschinenhaus des Schlosses. Dies ist die Einfahrt in den Teltow-Kanal. Uns wird die Zeit knapp, und wir entschliessen uns deshalb, über den Teltow-Kanal nach Köpenick zurückzufahren. Diese Strecke ist erheblich kürzer als über Havel und Spree und hat nur eine Schleuse, während der Weg über die Spree zweimal von Schleusen unterbrochen wird. Von der Glienicker Brücke geht es zunächst in den Griebnitssee. Hier liegen fabelhafte Villen, unter anderen die Villen, die 1945 von den Vertretern der drei Siegermächte genutzt wurden. Kurz nach der zweiten Brücke steht auf dem Steuerbord-Hang die Stalin-Villa, dann folgt die Churchill-Villa und zuletzt die Villa, die vom amerikanischen Präsidenten Truman bewohnt wurde. Der Teltow-Kanal wurde unter Kaiser Wilhelm II erbaut, um Berlins innere Häfen und die Spree zu entlasten.
Der 38 km lange Kanal wurde 1906 fertiggestellt. Nach nur sechsjähriger Bauzeit. Er verbindet die Untere Havel-Wasserstrasse im Westen Berlins mit der Spree Oder- Wasserstrasse und der Dahme im Osten – Von der Glienicker Brücke nach Köpenick. Der Teltowkanal hat nur eine Schleuse bei Kleinmachnow, eine imponierende Dreikammerschleuse. An dieser Stelle – hinter dem Schubschiff – beginnt eine schmale Durchfahrt zum Kleinen Wannsee. Sie ist aber so schmal, dass Boote sich hier nicht begegnen sollen, deshalb gibt es einen geregelten Einbahnverkehr. Beim Ende des Zweiten Weltkriegs war der Kanal durch Zerstörung und durch die Teilung Berlins unpassierbar. Erst im Jahre 2000 konnte er wieder durchgehend befahren werden. Die Schleuse Kleinmachnow ist die einzige Schleuse im Teltowkanal – Man erreicht sie nach 8 Kilometern, also nach einer knappen Stunde. Dieter ruft den Schleusenmeister über die Sprechanlage, wir bekommen Grün. Wir werden in die mittlere Kammer gelotst und etwa 2,80 Meter aufwärts geschleust – zusammen mit vier weiteren Sportbooten. Hier endet auch der idyllische Teil des Teltowkanals, hier sind die Villen nicht mehr so pompös – der Rest des Kanals ist etwas eintönig, aber es ist die schnellste Verbindung zurück nach Köpenick-Wendenschloss Das Ullstein-Hochhaus und der Tempelhofer Hafen sind die markantesten Punkte des Teltow- Kanals. Hier könnte man festmachen, wenn man noch etwas nachkaufen möchte. Auch ein Restaurant gibt es hier, direkt am Wasser. Ab 2015 soll dann auch ein Sportbootyachthafen in Teltow fertiggestellt sein. Dann könnte man auch dieses schöne Städtchen bei einem Landgang erkunden. Nach einer Ehrenrunde durch den Tempelhofer Hafen fahren wir wieder hinaus auf den Teltow Kanal. Da wir noch tanken müssen, entschliessen wir uns, nicht bis zum Ende des Teltowkanals zu fahren, sondern über den Britzer Verbindungskanal auf die Spree auf die Spree-Oder- Wasserstrasse bei Niederschönhausen. So sparen wir einige Kilometer.
Ausserdem können wir auf der Spree auch schneller fahren – 10 statt 8 km/h. Und bald kommt Köpenick in Sicht. Zum Tanken biegen wir ab in die Alte Spree. Die Tankstelle liegt hinter der Baumgarteninsel, es ist die einzige Wassertankstelle weit und breit. Der Anleger ist ziemlich kurz, also Vorsicht beim Festmachen. Vor dem Tanken muss man den Tankwart in der Tankstelle oben an der Strasse bitten, die Zapfzäule freizuschalten – und seinen Personalausweis oder ein Bordmitglied als Pfand “hinterlegen”.
Auf gehts, zurück zur Basis. An Backbord grüssen noch einmal die Türme von Köpenick …
und das schöne Schloss. Kurz vor sechs Uhr machen wir fest in der Marina Wendenschloß. Auf unserem Wochentörn – in nur einem kleinen Teil in Deutschlands größtem und schönstem Wassersportrevier – haben wir viel schönes und interessantes gesehen und erlebt.
Und unser Verbrauch: 181 Liter bei 31,6 Motorstunden – das sind 5,7 Liter pro Stunde, wirklich nicht viel bei so einem grossen Schiff! Was für eine schöne Reise auf Spree und Havel! Eine Woche lang von Schloss zu Schloss – mit unvergesslichen kulturellen und kulinarischen Genüssen. An userem letzten Abend an Bord der Aurelia genießen wir die schöne Abendstimmung im Yachthafen Löber und lassen die Szenen unseres Törns Revue passieren. Es hätte gerne noch eine Woche länger dauern können und gern kommen wir wieder um die südöstlichen Gewässer Richtung Scharmützelsee zu erkunden.