Mein Name ist Anna
Autoren: Klaus Huhmann und Uwe Taubert
Sonnabend, der 5. April, Tag 7
Seite 9
Der Himmel ist bedeckt, wenigstens regnet es nicht. Um 8 Uhr verlassen wir den Hafen, nach 10 Kilometern erreichen wir das ehemalige Grenz-gebiet zwischen BRD und DDR. Eine sehr lange Spundwand und eine Gedenktafel erinnern bei km 256 an die deutsche Teilung, ein griechischer Gastwirt hat sich hier niedergelassen. Die ehemalige westdeutsche Grenzkontrollstelle ist erhalten, fünf Kilometer weiter östlich erinnert nur eine weitere Gedenktafel an die DDR-Grenzabfertigungsstelle Buchhorst. Von hier sind es noch knapp 60 km bis zur Elbe.
Ein paar Stunden nachdem Uwe T. bemerkt hatte, es sei bisher doch alles prima verlaufen, löst er beinahe selbst eine Katastrophe aus: Er steht am Ruder, will das Ankerlicht ausschalten (es wurde statt des immer noch defekten Dampferlichts eingesetzt), betätigt aber den falschen Schalter und die Ankerkette rattert los. Zum Glück nur etwa 2 Meter, da bemerkt der Übeltäter seinen Fehler und der Überführungsdirektor sprintet zum Bug und holt per Hand den Anker wieder zurück. Anschließend wird er wieder ordnungsgemäß eingeholt und mit einer kurzen Leine gegen unbeabsichtigtes Senken gesichert. Ankern bei voller Fahrt sollte man tunlichst vermeiden.
Es regnet nicht, aber die Aussentemperatur liegt heute Vormittag bei 9 Grad. Der Rudergänger hat es nicht ganz so kalt, ganze 15 Grad, weil die Persenning den Ruderstand umgibt. Mittags sehen wir die ver-schleierte Sonne, es wird wärmer. Bei Haldersleben - km298 - gibt es eine längere Baustelle, die wir schön langsam passieren. Und um 14 Uhr fahren wir ganz alleine über den 918 Meter langen Stahl-Trog über die Elbe. Es ist immer wieder ein erhabenes Gefühl.
Bis zum Jahre 2003 endete der MLK hier vor dem Elbtal. Die Schiffe mussten, wenn sie weiter in Richtung Berlin fahren wollten, einen Umweg nehmen über das Schiffs-hebewerk Rothensee, dann ein Stück elbabwärts fahren und sich dann über die Schleuse Niegripp auf das Niveau des Elbe-Havel-Kanals heben lassen. Wir müssen vor der Schleuse Hohenwarthe eine knappe Stunde warten; die Wartezeit versüßt sich die Crew mit Pfannkuchen und heißen Kirschen. An der Sportboot-Wartestelle treffen wir einen bärtigen Mann, der ein merkwürdiges Lattengestell an seinem Fahrrad montiert hat. Ein Segel? Nein, sagt er, ein Gestell für sein Transparent: Er sei seit 25 Jahren Veganer und werbe für diese Lebensform. Der Mensch dürfe nicht seine Mitgeschöpfe, die Tiere, aufessen. Er gibt uns ein Merkblatt, das uns eigentlich überzeugt - aber nur in der Theorie.
Eigentlich hätten wir direkt hinter einem Tanker einfahren sollen, aber ein Passagierschiff, die "Präsident" aus Tangermünde, wird vorgelassen. Um 15:30 fahren wir in die riesige Schleuse. Es geht 18,5 Meter abwärts! Mir wird ganz schwummrig, als den Himmel fast nicht mehr sehe.
Weiter >>
Seite 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Boote anschauen / reservieren
Yachtcharter Löber
Müggelbergallee 1
12557 Berlin
Tel.: 030-65474425